"Die Geschichte der Eisenbahn im Braunkohlenrevier der Lausitz"

    Andreas Schild - Eigenverlag Andreas Schild, Cottbus - 2013 (2. erweiterte Auflage) - Format 210 x 297 mm (DIN A 4), Softcover - EUR 32,-- - 128 Seiten, 40 Farbaufnahmen, 118 s/w-Aufnahmen, 19 Karten, 39 Tabellen und 24 Skizzen

    Bezug: Eigenverlag Andreas Schild, Brandenburger Ring 43a, 03051 Cottbus, OT Gallinchen
    E-mail: andreas.schild@freenet.de

    Bereits in zweiter Auflage (nach 2010) legt der Autor eine Übersicht über die Entwicklung der Grubenbahnen im Lausitzer Braunkohlenrevier im Osten von Deutschland vor. In der Publikation erfährt der Leser, dass ab 1805 die erste Grube mit der großflächigen Gewinnung von Braunkohle zu Heizwecken begann und rund 200 Jahre später die Bergbauaktivitäten heutzutage von der Firma Vattenfall im industriellen Maßstab fortgeführt werden, wobei die Braunkohle heutzutage jedoch vornehmlich in der Verstromung eingesetzt wird. Chronologisch wird die Entwicklung des eingesetzten Fahrzeugmaterial dokumentiert und mit hist. Aufnahmen illustriert, die z.T. aus dem Archiv des Autors stammen. Schwerpunkt der vorliegenden Abhandlung ist eindeutig der Zeitraum der DDR (1949 – 1989).

    Weitere Themenbereiche sind die elektr. Zugförderung im Abraumbetrieb und in den Tagebauen sowie die Zeit nach der politischen Wende in der DDR ab Ende 1989 sowie die in den 1990er Jahren erfolgte großflächige Reduzierung des Braunkohlenbergbau und die damit einhergehende Einstellung des 900mm-Gleisnetzes.

    In einem „Anlagen“ genannten Kapitel, dass immerhin über 50% des Buches ausmacht, werden hist. Aufnahmen von Schmalspurdampfloks sowie E-Loks aller verwendeten Spurweiten vorgestellt, ebenso findet der Leser hier techn. Zeichnungen von eingesetzten Loks und Waggons. Ferner werden in den „Anlagen“ schematische Gleisskizzen des Lausitzer Grubenbahnbetrieb und in Tabellenform die „Lebensläufe“ aller größeren Tagebaue übersichtlich dargestellt.

    Das vom Autor als Quellengrundlage für weitere, eigene Recherchen konzipierte Werk hinterläßt beim Leser allerdings mehr Fragen als es Antworten geben könnte.

    • Vergeblich sucht der Leser Hinweise auf die an die Tagebaue angeschlossenen Brikettfabriken, die bis 1989 neben den Kraftwerken die wichtigsten Abnehmer der Braunkohle waren und unmittelbar einen Teil des Grubenbahnsystems darstellten. Das gleiche gilt für die beiden Braunkohlenkokereien in Lauchhammer und Schwarze Pumpe sowie die Großkraftwerke in Jänschwalde, Trattendorf, Boxberg, Lübbenau und Vetschau.
    • Während das Thema Dampf- und Eloks intensiv bearbeitet wird, hat der Autor den Bereich der Dieseltraktion (Rangier- und Streckenloks sowie Gleisbaufahrzeuge) komplett ausgeklammert – ein für den Rezensenten nicht nachvollziehbarer Umstand.
    • Thema Lok-Werkstätten: Es gab große Reparaturwerke (z.B. Brieske) und diverse Stützpunktwerkstätten, z.B. bei Klettwitz. Hinweise zum Werkstättenwesen finden sich in dem Buch allerdings nicht.
    • Einzel-Gleispläne zu größeren Objekten, wie z.B. Kraftwerk Trattendorf, Kraftwerk Boxberg, Kokereien Schwarze Pumpe und Lauchhammer sowie die einzelner Brikettfabriken sucht der interessierte Leser vergeblich. Vor allem Modelleisenbahner, die Gleispläne als Vorbild zum Nachbau wünschen, werden hier enttäuscht sein.
    • In der Publikation finden sich unzählige Fotos von Grubenbahnzügen, wo im Hintergrund Eimerkettenbagger im Hoch- und Tiefschnitt zu sehen sind - von der das Lausitzer Revier prägenden Abraumförderbrücke wird der Leser allerdings kein einziges Foto zu Gesicht bekommen.
    • Der Buchtitel deutet auf die Eisenbahnen im Braunkohlenrevier der Lausitz hin, dazu zählen dann aber auch die Staatsbahnen oder auch die Privatbahnen wie z.B. die Spremberger Stadtbahn. All das behandelt das Buch aber nach Aussage des Autors bewusst nicht – hier wäre bei einer evtl. 3. Auflage der Buchtitel zu ändern.
    • Was den Rezensenten aber besonders verärgert hat: In einigen hist. Aufnahmen hat der Autor Ausschnittsvergrößerungen in Briefmarkengröße eingefügt - eine Unsitte, die die Wirkung der hist. Aufnahmen völlig entstellt.

    Der Autor sieht sein Werk als Quellenbasis für weitere Nachforschungen zum Thema Grubenbahnen in der Lausitz. Beim fachkundigen Leser von ausserhalb wie auch beim einheimischen Eisenbahnfreund aus der Lausitz selbst werden nach der Lektüre dieser Fleißarbeit allerdings eine Menge von Fragen offen bleiben, der Wunsch nach weiteren, detaillierten Informationen zum Grubenbahnwesen drängt sich geradezu auf. Das Buch kann daher allen Werkbahnfreunden als Einstiegslektüre zum Thema Braunkohlenbergbau in der Lausitz empfohlen werden, für tiefergreifende Informationen sollte aber die im Quellenverzeichnis aufgeführte Literatur herangezogen werden. (msch)